Der Grundstein
Der Grundstein der Pforzheimer Schmuck- und Uhrenindustrie wurde im Jahr 1767 gelegt, als Markgraf Karl Friedrich von Baden die Errichtung einer Taschenuhr-Fabrik im Waisenhaus am Pforzheimer Enzufer gestattete. Dies geschah am 06. April 1767. Der Franzose Jean Francois Autran war Inhaber der Taschenuhr-Fabrik. Noch im gleichen Jahr durfte er sie zu einer Schmuckfabrik erweitern lassen. Dies wird heute als Grundstein für die Entwicklung der Pforzheimer Schmuck- und Uhrenindustrie angesehen und der Name „Goldstadt“ war geboren. [1]
Die Waisenhauskinder
Die Bedingung für die Erteilung der Erlaubnis für die Gründung der Taschenuhr-Fabrik war: 20 Jungen und vier Mädchen ab zwölf Jahren in einer sechsjährigen Lehrzeit auszubilden. So wurde es im Vertrag zwischen dem Markgrafen und Jean Francois Autran festgelegt. Einer der Hauptgründe für die Ansiedlung von Uhren- und Schmuckbetrieben in Pforzheim war, dass die Waisenhauskinder eine sinnvolle Beschäftigung und Ausbildung brauchten. Das Problem der fehlenden Ausbilder löste Jean Francois Autran dadurch, dass er Ausbilder aus dem Ausland anwarb. Sie kamen aus der Schweiz, Frankreich und Großbritannien sowie aus dem deutschen Ausland, also der Pfalz und Württemberg. Die Waisenhauskinder erhielten für ihre sechsjährige Ausbildung keine Bezahlung. [2]
Auf dem Bild [A] sieht man das Waisenhaus um 1850. Hierher kamen viele Lehrlinge für die Fabriken der Schmuckindustrie, also Kinder und Jugendliche. Heute ist hier der Waisenhausplatz.
Die Pforzheimer Goldschmiedeschule
Ein Jahr nach der Erlaubnis zur Gründung der Taschenuhren-Fabrik entstand die wohl älteste Berufsschule der Welt: Die Pforzheimer Goldschmiedeschule mit Uhrmacherschule, sie wurde 1768 gegründet. [3]
Im 19. Jahrhundert
Pforzheim erlebte im 19. Jahrhundert eine Phase, in der einige Fabriken auf Maschinenbetrieb umstellten. Die Stadt wurde an das Eisenbahnnetz angeschlossen, wodurch der Handel gefördert wurde. Diese Form der Industrie und des Handels besteht bis heute. [3] Für die Schmuckindustrie bedeutete dies, dass die Zahl der Bijouteriebetriebe von 26 Fabriken im Jahr 1800 auf 185 Fabriken im Jahr 1868 stieg. [4]
Anmerkungen
- https://deutsche-schmuck-und-uhren.de/ueber-uns-goldstadt-pforzheim/goldstadt-pforzheim/#:~:text=Im%20Jahr%201767%20legte%20Markgraf,im%20Pforzheimer%20Waisenhaus%20am%20Enzufer, aufgerufen am 12.11.2023.
- Pieper, Wolfgang (1989): Die Geschichte der Pforzheimer Schmuckindustrie. Rastatt, S. 26-30.
- https://deutsche-schmuck-und-uhren.de/ueber-uns-goldstadt-pforzheim/goldstadt-pforzheim/#:~:text=Im%20Jahr%201767%20legte%20Markgraf,im%20Pforzheimer%20Waisenhaus%20am%20Enzufer, aufgerufen am 12.11.2023.
- Fuchs, Rudolf (1901): Die soziale Lage der Pforzheimer Bijouriearbeiter. Bericht, erstattet an das Großherzogliche Ministerium des Inneren. Karlsruhe, S. 17-18; Mohr-Mayer, Herbert (2007): Victor Mayer, 1857 – 1946. Leben und Werk eines Pforzheimer Schmuckfabrikanten. Heidelberg, Ubstadt-Weiher, Weil am Rhein, Basel; Pletscher, Samuel (1883): Führer durch den Schwarzwald […]. Reisetaschenbuch. Zürich, S. 401.
- Endlich, Stefan Peter (1993): Sozialgeschichte der Stadt Pforzheim, 1862-1914. Arbeiterbewegung und sozialdemokratische Kommunalpolitik im Zeitraum der Industrialisierung. Frankfurt am Main, Berlin, Bern, New York, Paris, Wien, S. 37.
Ausstellungsstücke
[A] Lithographie von F. M. Reichel 1856, entnommen aus: Maschke, Erich: Die Pforzheimer Schmuck- und Uhrenindustrie, Pforzheim 1967.