Unternehmer und Klassengesellschaft
Im 19. Jahrhundert stiegen manche Menschen zu Unternehmern auf, eine Gruppe in der Gesellschaft, die oft selbst Fabriken gründete und führte, und zum Teil große Gewinne mit den Fabriken machte. Die auf Ständen gründende Gesellschaftsordnung wurde nun abgelöst und eine Ordnung entstand, die man Klassengesellschaft nennt. Es gab jetzt eine herrschende Klasse aus Adel und Unternehmern, einen Mittelstand und die arbeitende Klasse, also die Klasse der Arbeiter. [1]
Das Foto [C] zeigt die Fabrik Kollmar und Jourdan. Sie hat ein sehr prächtiges Gebäude und in der Mitte raucht ein Schornstein.
Beispiele aus Pforzheim für die Klassengesellschaft
Beispiele für Pforzheimer Unternehmer sind August Benckiser (1820-1894), Eigentümer der Eisengießerei Gebr. Benckiser oder Emil Kollmar (1860-1939), Mitgründer der Schmuckfabrik Kollmar & Jourdan. Beispiele für die Klasse der Arbeiter aus Pforzheim gibt es natürlich auch. Christian Klittich (Lebensdaten unbekannt) war zum Beispiel ein Goldarbeiter aus Pforzheim. Christof Bürk (Lebensdaten unbekannt) war das auch, kam aber aus Brötzingen. [2]
Das Foto [A] zeigt die Villa der Unternehmer-Familie Benckiser um 1900. Die Unternehmer lebten oft im großen Luxus. Heute ist hier der Benckiserpark.
Wirtschaftsliberalismus
Unter den Pforzheimer Unternehmern wurde eine Theorie bekannt, die sich Wirtschaftsliberalismus nennt. [3] Durch diese änderte sich die Denkweise der damaligen Unternehmer. Der Wirtschaftsliberalismus ist eine Theorie, die besagt, dass Menschen nur dann ihr volles Potential entfalten können, wenn sie vollkommen frei und ohne Einschränkungen handeln können. Das bedeutete für die Unternehmen, dass sie keine Vorschriften über Lohn oder Arbeitszeiten ihrer Arbeiter vom Staat hatten. Dafür fühlten sich manche Unternehmer im Gegenzug aber auch verpflichtet, soziale Verantwortung zu übernehmen und zum Beispiel Geld für wohltätige Zwecke auszugeben. [B]
An diesem Ausschnitt aus einem Buch von 1905 sieht man, dass die Unternehmer manchmal auch die Arbeiter unterstützten. Zum Beispiel bekamen die Arbeiter von der Fabrik Kollmar und Jourdan finanzielle Hilfe, wenn sie krank waren. Auch gab es günstigen Kaffee. [B]
Anmerkungen
- Gawatz, Andreas; Grießinger, Andreas (Hg.) (2018): Geschichte 8. Gymnasium. Braunschweig, Paderborn, S. 86-87.
- Stadtarchiv Pforzheim, Signatur: C1-103, S. 1.
- Pätzold, Stefan (2007): Kleine Geschichte der Stadt Pforzheim. Leinfelden-Echterdingen, S. 146.
Ausstellungsstücke
[A] Entnommen aus: Beck, Günter/Ohngemach, Anne: Pforzheim – Alte Ansichten, neue Perspektiven, Heidelberg 2013, S. 52.
[B] Bittmann, Karl (1905): Die Badische Fabrikinspektion im ersten Vierteljahrhundert ihrer Tätigkeit, 1879-1903. Ein Rückblick auf die Entwickelung der Industrie, Arbeiterschaft, Arbeiterschutzgesetzgebung und Gewerbeaufsicht, S. 391. [Digitalisat von Google]
[C] Entnommen aus: Rudin, Bärbel (Hrsg.): Die Rassler, Pforzheim 1982, S. 51.