Arbeiterinnen und Arbeiter

Die Wohnungen der Pforzheimer Arbeiter

Die Arbeiter lebten mit ihrer Familie meistens in Zweizimmerwohnungen. Das führte zur Überfüllung. Die Menschen hatten ebenfalls kein Geld für ein größeres Zuhause. Auch waren diese Wohnungen sehr dunkel und die Häuser wurden sehr eng aneinandergebaut. Wenige Sparsame konnten sich ein Haus und ein Grundstück leisten. [1]

Das Einkommen der Pforzheimer Arbeiter

Die Einkommensverhältnisse der Arbeiter in Pforzheim variierten stark je nach Branche. In der Schmuck- und Uhrenindustrie waren die Löhne oft bescheiden und die Arbeitszeiten konnten lang sein. Jedoch konnten sie meistens mit dem verdienten Geld ihre Familien ernähren. [2]

Bijouterie-Arbeiter stellen um 1900 in der Fabrik Louis Kuppenheim Gold- und Silberwaren her. [B]

Die Lage in den Fabriken

Die Arbeitsräume waren oft zu niedrig und zu klein. Das führte zur Überfüllung. Die Arbeiter waren oft zu jung und noch nicht ausgewachsen. Viele Unternehmer hatten kein schlechtes Gewissen deshalb. Manche Arbeiter atmeten giftige Chemikalien ein und viele bekamen Kurzsichtigkeit, weil sie an den kleinen Schmuckstücken arbeiteten. Das meinte Walter Troeltsch, ein Wirtschaftswissenschaftler, der sich um 1900 mit den Pforzheimer Arbeitern beschäftigte. [3]

Pforzheimer Bijouterie-Arbeiterinnen atmen in ihrer Fabrik giftige Dämpfe ein. So eine Arbeit würde heutzutage nur mit Schutzkleidung gemacht. [A]

Der Bericht der Arbeiter-Sanitätskomission aus Berlin von 1897

Wie war es zur gleichen Zeit in einer Stadt wie Berlin? In einem Bericht über die Berliner Fabriken hieß es über eine Fabrik: Die Ventilation ist mangelhaft, der Luftraum ist zu gering. Krankheiten entstehen durch den Bleistaub und es gibt keine Garderobe. Dadurch verteilt sich der Bleistaub überall und dieser wird dann mit ins Haus getragen. Das gefährdet die Familie und fördert Krankheiten. [4]

Waren die Arbeitsbedingungen in Pforzheim besser oder schlechter als im Rest Deutschlands?

Im Prinzip waren die Arbeitsbedingungen überall gleich schlecht und in Berlin nicht schlimmer. Die Pforzheimer Arbeiter hatten oft Augenprobleme wegen der Besonderheiten in ihrer Industrie. Auch die Pforzheimer Arbeiter hatten Lungenprobleme. Dazu kommen wir aber später noch, wenn es um die Sozialgesetzgebung geht.

Warum entstand die Arbeiterbewegung?

Die Arbeiterbewegung entstand u.a., weil Unternehmer nicht auf die Forderung auf höheren Lohn und bessere Arbeitsbedingungen eingehen wollten. Dabei kann man die Arbeiter verstehen. Die Pforzheimer Arbeiter wollten zum Beispiel 1910 höhere Löhne wegen der gestiegenen Lebensmittelpreise. Überall in Deutschland schlossen die Arbeiter sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Vereinen zusammen und starteten so eine Bewegung. Es entstanden also erst viele kleine Vereine, die sich zu immer größeren Vereinen zusammenschlossen. Die Arbeiter organisierten sich somit, um ihre Lage zu verbessern. [5] Einer der größten Vereine war der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein, der 1863 gegründet wurde.

Anmerkungen

  1. Fuchs, Rudolf (1901): Die soziale Lage der Pforzheimer Bijouriearbeiter. Bericht, erstattet an das Großherzogliche Ministerium des Inneren. Karlsruhe, S. 149-150.
  2. Fuchs, Rudolf (1901): Die soziale Lage der Pforzheimer Bijouriearbeiter. Bericht, erstattet an das Großherzogliche Ministerium des Inneren. Karlsruhe, S. 210.
  3. Troeltsch, Walter (1901): Die soziale Lage der Pforzheimer Bijouteriearbeiter. Betrachtungen und Ergänzungen zum gleichnamigen Werk des Fabrikinspektors Fuchs. In: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik 77 (1), S. 323-324.
  4. Hirschberg, Ernst (1897): Die soziale Lage der arbeitenden Klassen in Berlin. Berlin, S. 62.
  5. Gawatz, Andreas; Grießinger, Andreas (Hg.) (2018): Geschichte 8. Gymnasium. Braunschweig, Paderborn, S. 96

Ausstellungsstücke

[A] Entnommen aus: Maschke, Erich: Die Pforzheimer Schmuck- und Uhrenindustrie, Pforzheim 1967.

[B] Entnommen aus: Festzeitung des XXI Verbandschiessens zu Pforzheim, 9-16. Juli 1905, Pforzheim 1905, S. 31.