Warum wurde das Sozialistengesetz erlassen?
Das Sozialistengesetz wurde unter dem Vorwand, dass die Sozialdemokratie Attentate verübt habe, erlassen. Der eigentliche Grund war aber, dass die Sozialdemokratie immer mehr politische Macht bekommen hatte und diese mit dem Sozialistengesetz minimiert und unterdrückt werden sollte. [1]
In dem Zeitungsartikel, den viele Menschen lasen, geht es um die Attentäter, die angeblich Sozialdemokraten sind. [B]
Wie wirkte sich das Sozialistengesetz auf die Pforzheimer Arbeiter aus?
Auf die Pforzheimer Arbeiter wirkte sich das aus, indem ihre Vereine und Organisationen verboten und deren Mitglieder verfolgt wurden. Einer von ihnen war Daniel Lehmann.
Biografie von Daniel Lehmann
Daniel Lehmann wurde am 26. August 1835 geboren. Er absolvierte eine Ausbildung als Schneider. Nachdem er diesen Beruf bis in die 60er Jahre ausgeübt hatte, bekam er eine Stelle in der Bijouteriefabrik Moritz Müllers. Müller erkannte Lehmanns außergewöhnliche Begabung und förderte ihn. Im gleichen Jahr wurde Lehmann zum Vorsitzenden des wichtigen Arbeiterbildungsvereins aus Pforzheim gewählt. Da er noch weitere Funktionen in der Arbeiterbewegung hatte, entließ Moritz Müller ihn bald darauf. Lehmann stand an der Spitze der sozialdemokratischen Bewegung Pforzheims und des Arbeiterbildungsvereins. [2]
Hier geht es um die Auswirkungen des Sozialistengesetzes auf Pforzheim, nämlich das Verbot des Arbeiterbildungsvereins. Es wurden auch viele weitere Vereine verboten. [C]
Auswirkung des Sozialistengesetzes für Daniel Lehmann
Lehmann wurde Opfer des Sozialistengesetzes: Anfang 1881 wurde Lehmann von dem aus Berlin angereisten Reichsgerichtsuntersuchungsrichter vernommen. Er wurde beschuldigt, Flugblätter verteilt zu haben und bekam eine Gefängnisstrafe von 5 Monaten. Er starb am 24. August 1883 an den Folgen eines schweren Herzleidens, welches er sich wahrscheinlich in seiner Haft zugezogen hatte. [2]
Gedanken eines Sozialisten im Gefängnis Fern von der Heimat, in des Kerkers Zelle, Sitz ich allein voll Kummer und voll Gram, Weil man mich von der heimatlichen Schwelle, Hinweg von Weib und Kind und Freunden nahm; Ein Urteil hat man über mich gesprochen, Das von Gerechtigkeit keine Spur; Nur von Gewalt, worauf die Gegner pochen, Von grenzenloser Willkür zeugt es nur. […] Zwar wird die Macht der herrschenden Gewalten, Das Geld im Bunde mit Altar und Thron, Noch möglichst lang die Freiheit niederhalten, Und jeder freien Tat mit Strafe droh'n. Jedoch die Saat, die sie gesät, wird reifen, Wenn brausend die Vergeltungsstürme weh'n, Dann mögen sie nach allen Fesseln greifen, Sie werden doch im Sturme untergeh'n.Als Lehmman im Gefängnis war, schrieb er ein Gedicht. Das Gedicht wurde in „Der Sozialdemokrat“ veröffentlicht, eine der größten sozialdemokratischen Zeitungen. [A]
Anmerkungen
- Nipperdey, Thomas (1992): Deutsche Geschichte, 1866-1918, Bd. 2: Machtstaat vor der Demokratie, S. 395-397; Kruke, Anja (2013): Sonderfall Europa – Skizze einer kleinen Geschichte der Arbeiterbewegung. In: Aus Politik und Zeitgeschichte (63), S. 3-11, hier S. 4-5; Endlich, Stefan Peter (1993): Sozialgeschichte der Stadt Pforzheim, 1862-1914. Arbeiterbewegung und sozialdemokratische Kommunalpolitik im Zeitraum der Industrialisierung. Frankfurt am Main, Berlin, Bern, New York, Paris, Wien, S. 802-803.
- Endlich, Stefan Peter (1993): Sozialgeschichte der Stadt Pforzheim, 1862-1914. Arbeiterbewegung und sozialdemokratische Kommunalpolitik im Zeitraum der Industrialisierung. Frankfurt am Main, Berlin, Bern, New York, Paris, Wien, S. 802-803.
Ausstellungsstücke
[A] Lehmann, Daniel (1883): Gedanken eines Sozialisten im Gefängnis. In: Der Sozialdemokrat, Nr. 37, 6. September 1883, S. 1.
[B] St. Pöltner Bote, Nr. 25, Donnerstag den 20. Juni 1878, S. 1.
[C] Amtsblatt des K. Staatsministeriums des Innern, Königreich Bayern, Band 1878, Nr. 46, S. 388-391.