Die Sozialgesetzgebung

Der Staat unterdrückte zwar die Sozialdemokratie mit dem Sozialistengesetz. Er wollte die schlechte Lage der Arbeiter aber auch verbessern. Reichskanzler Otto von Bismarck (1815-1898) erließ in den 1880er Jahren viele Gesetze, die Arbeitern in Not helfen sollten. [1]

Bismarcks Vorstellung von der Sozialgesetzgebung

Bismarck wollte Arbeits- und Lebensverhältnisse verbessern, indem er die Kranken- und Unfallversicherung einführte. Er verfolgte das Ziel, die Arbeiter an den Staat zu binden. [2]

Finanzierung des Projekts

Arbeiter wurden unterstützt, indem die Arbeitgeber einen Teil der Versicherung bezahlten, sodass nicht alles an den Versicherungen hängen blieb. [2]

Meinung der Kritiker

Oftmals waren Unternehmer die Kritiker, denn sie fürchteten einerseits um ihren Gewinn, andererseits kritisierten sie die staatlichen Eingriffe in die Wirtschaft. Aber alle Kritiker waren der Meinung, dass die Versicherung sowieso nicht ausreichen würde, um den niedrigen Lebensstandard der Arbeiter zu verbessern. [2]

War die Sozialgesetzgebung erfolgreich?

Durch die Sozialgesetzgebung gab es ein Entgegenkommen des Staates, aber die Lage der Arbeiter verbesserte sich nur wenig, weil sich die Arbeitsbedingungen nicht richtig verbesserten. Es sollten hauptsächlich soziale Schäden gemindert werden, was aber nur bedingt funktioniert hat, da viele Pforzheimer Arbeiter weiterhin an Krankheiten litten und an deren Folgen starben. [3] Deutschland war aber auch der Vorreiter bei den Einführungen von Versicherungen. Andere Staaten (wie England oder Frankreich) zogen erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts nach.

Der Fabrikinspektor Rudolf Fuchs schrieb 1901:

„[D]ie Lungenkrankheiten [nehmen] sowohl bei den männlichen wie bei den weiblichen Arbeitern die erste Stelle ein. Sie sind […] unter den Bijouteriearbeitern weiter als unter den übrigen Arbeitern [verbreitet]. So sind denn auch von 110 im Jahr 1899 gestorbenen Bijouteriearbeitern […] 55 = 50 % an Lungenleiden erlegenen […]. Die überstimmende Meinung der praktischen Ärzte […] geht dahin, [dass Lungenkrankheit] die Hauptkrankheit der Bijouteriearbeiter sei.“ [B]

Das ist das Bismarck-Denkmal im Pforzheimer Stadtgarten. Das Denkmal wurde im Jahr 1900 gebaut und steht noch heute. [A]

Anmerkungen

  1. Osterhammel, Jürgen (2010): Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts. München, 893; Nipperdey, Thomas (1992): Deutsche Geschichte, 1866-1918, Bd. 2: Machtstaat vor der Demokratie, S. 395-397.
  2. Gawatz, Andreas; Grießinger, Andreas (Hg.) (2018): Geschichte 8. Gymnasium. Braunschweig, Paderborn, S. 100-101.
  3. Fuchs, Rudolf (1901): Die soziale Lage der Pforzheimer Bijouriearbeiter. Bericht, erstattet an das Großherzogliche Ministerium des Inneren. Karlsruhe, S. 223.

Ausstellungsstücke

[A] Eigenes Foto.

[B] Fuchs, Rudolf (1901): Die soziale Lage der Pforzheimer Bijouriearbeiter. Bericht, erstattet an das Großherzogliche Ministerium des Inneren. Karlsruhe, S. 223.