Der „große“ Goldarbeiterstreik im Jahr 1910

In Schwäbisch Gemünd ging es los

Am 3. September 1910 schrieb der Deutsche Metallarbeiter-Verband einen Brief an die Unternehmer aus Schwäbisch Gemünd. Darin ging es um die Erhöhung des Lohnes der Arbeiter. Das wurde gefordert, da Bedarfsartikel wie Lebensmittel immer mehr kosteten. [1] Die Pforzheimer nahmen sich daran ein Beispiel. Am 17. September 1910 forderten auch die Arbeiter der Pforzheimer Kettenindustrie eine Lohnerhöhung, die sofort in Kraft treten sollte. Es handelte sich um eine Erhöhung um 10%. [2] Jedoch kam am 22. September 1910 ein Antwortbrief, in dem der Arbeitgeberverband dem deutschen Metallarbeiter-Verband mitteilt, dass die Lohnerhöhung unberechtigt ist und einstimmig abgelehnt wurde. [3]

Die Aussperrung

Am 5. und 12. November erfolgten Kündigungen der Pforzheimer Kettenarbeiter – die Kettenarbeiter begannen also zu streiken. Am 19. November waren außer den 800 streikenden Kettenarbeitern weitere 1200 Arbeiter ausgesperrt. [4] Denn manche Unternehmer sperrten Arbeiter, die nicht streikten, aus. Denn ohne die streikenden Arbeiter konnte in manchen Fabriken nicht richtig gearbeitet werden. Am 26. November 1910 standen 60 Betriebe völlig still. [5]

Der Arbeiterkampf

Anfang Dezember waren rund 30.000 Arbeiter ohne Beschäftigung und im Streik. Dies war der größte Arbeiterkampf in der Geschichte der Pforzheimer Schmuckindustrie. Am 9. Dezember trafen sich Vertreter der Regierung in Pforzheim mit den Unternehmern und Arbeitern, um über eine Beendigung des andauernden Streiks zu verhandeln. [6]

Überall in Deutschland schauen die Menschen auf den andauernden Goldarbeiterstreik in Pforzheim. Anfang Dezember waren über 30.000 Menschen ohne Beschäftigung und im Streik. Hier sieht man, dass die Deutsche Goldschmiede-Zeitung schrieb, dass der deutsche Metallarbeiterverband die Weiterführung der Streiks nicht verantworten kann. [A]

Das Ende

Ende Dezember 1910 gab der Vorsitzende des Deutschen Metallarbeiter-Verbands bekannt, dass der Verband unter den jetzigen Umständen die Verantwortung für die Fortsetzung des Streiks nicht alleine tragen kann. [7] Denn die Arbeiter verdienten kein Geld, während sie streikten. Sie mussten den Streik darum beenden. Dadurch, dass die Unternehmer auf keinerlei Forderung eingegangen waren, gingen sie als klarer Sieger aus dem Streik hervor. [8]

Fazit

Trotz, dass der Streik gescheitert ist, hat er den Unternehmern gezeigt, wie mächtig die Arbeiter sein konnten. Immerhin hatten tausende Arbeiter gestreikt, wodurch die Unternehmer finanzielle Verluste erlitten hatten. Also sind die Pforzheimer Arbeiter ein Beispiel dafür, dass die Arbeiterbewegung mächtig geworden war.

Anmerkungen

  1. Begleitschreiben zur Resolution der Ortsverwaltung des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes an die Schwäbisch Gmünder Fabrikaten, Schwäbisch Gmünd vom 3. September 1910. In: Webel, Oskar (1911): Der Goldarbeiter-Streik in Pforzheim 1910. Pforzheim, S. 15-17.
  2. Entwurf des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes zu einem Lohn- und Arbeits-Vertrag für die in der Kettenindustrie beschäftigen Arbeiter und Arbeiterinnen vom 17. September 1910. In: Webel, Oskar (1911): Der Goldarbeiter-Streik in Pforzheim 1910. Pforzheim, S. 18-22.
  3. Schreiben des Arbeitgeber-Verbands Pforzheim an den Metallarbeiter Verband vom 22. September 1910. In: Webel, Oskar (1911): Der Goldarbeiter-Streik in Pforzheim 1910. Pforzheim, S. 22-23.
  4. Die Arbeitskämpfe in der Edelmetallindustrie. In: Soziale Praxis und Archiv für Volkswohlfahrt, Nr. 8. 24. November 1910, Sp. 239.
  5. Die Aussperrung in der Pforzheimer Edelmetallindustrie. In: Nr. 9, 1. November 1910 In: Soziale Praxis und Archiv für Volkswohlfahrt, Nr. 8. 24. November 1910, Sp. 271.
  6. Endlich, Stefan Peter (1993): Sozialgeschichte der Stadt Pforzheim, 1862-1914. Arbeiterbewegung und sozialdemokratische Kommunalpolitik im Zeitraum der Industrialisierung. Frankfurt am Main, Berlin, Bern, New York, Paris, Wien, S. 570.
  7. Nach Schluss der Redaktion. In: Deutsche Goldschmiede-Zeitung, Nr. 52, 24. Dezember 1910, S. 4.
  8. Endlich, Stefan Peter (1993): Sozialgeschichte der Stadt Pforzheim, 1862-1914. Arbeiterbewegung und sozialdemokratische Kommunalpolitik im Zeitraum der Industrialisierung. Frankfurt am Main, Berlin, Bern, New York, Paris, Wien, S. 587.

Ausstellungsstücke

[A] Die Streikbewegung in der Pforzheimer Edelmetall-Industrie. In: Deutsche Goldschmiede-Zeitung, Nr. 52, 10. Dezember 1910, S. 2. [Digitalisat Google]